von Wolfgang Dick

Auszug aus einem Essay von Wolfgang Dick zur Ausstellung „ANMUT“ von Ralph Künzler und Claus Lämmle, Galerie und Sammlung Nöth

ANMUT ist nach Friedrich Schiller, der Ausdruck der natürlichen, ästhetisch-moralischen Geschlossenheit von Geist und Sinnlichkeit der “schönen Seele”. Künzler und Laemmle problematisieren diesen Begriff, in dem sie ästhetisch-moralische Konventionen d.h. festgefügte Formvorstellungen und Absprachen in ihren Arbeiten aufbrechen und die Dinge in neuen Zusammenhängen neu deuten.

Die Malereien von Claus Lämmle nutzen ein Formenrepertoire aus weichen, organischen Formen. Subversiv schräge Farbkombinationen verleihen Bildern und Objekten eine seltsame Übereinstimmung. Lämmle kontrastiert große, gestisch erscheinende Farbflächen hart mit scharf umrissenen, illusionistischen, scheinbar aus der Fläche tretenden Raumkörpern und gemaserten Holzelementen. Fein differenzierte Verläufe stehen neben massiven Farbfeldern. Die malerischen Räume sind verstellt mit Fußangeln: Das Gegeneinander einzelner Bildelemente erzeugt Irritationen, die nicht in letzter Konsequenz aufzulösen sind. Die Holzplatte ist nicht aus Holz und die nur scheinbar aus der großzügigen Armbewegung entstandenen Pinselschwünge daneben sind vielmehr Ergebnis einer differenzierten schichtenden Malweise mit feinsten Abstufungen.

Claus Lämmles Bilder sind Malerei in ihrer ursprünglichsten Form. Sie nutzen das Repertoire der illusionistischen, wie auch der abstrakten malerischen Tradition und fügen es zu komplexen Raumgebilden zusammen, die neben ihrer farblichen Schönheit auch die Frage nach der Konkretion von Kunst und Realität aufwerfen.

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